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07. Dezember 2022

Nachlese zur EOTA-Stakeholder-Konferenz 2022

Fast 300 Interessierte verfolgten an den Bildschirmen und live die Stakeholder-Konferenz der Europäischen Organisation für Technische Bewertung (EOTA). Diese fand am 23. November 2022 im Autoworld Museum in Brüssel statt.

Unter dem Titel The ETA Route in the New CPR Framework (Das ETA-Verfahren im Kontext der Novelle der Bauproduktenverordnung ) diskutierten Vertreterinnen und Vertreter der Europäischen Kommission, des Europäischen Parlaments, der tschechischen Ratspräsidentschaft, der europäischen Verbände im Bauwesen, der Technischen Bewertungsstellen und der EOTA vielfältig über die Zukunft des ETA-Verfahrens.

Die laufende Überarbeitung der Bauproduktenverordnung, die globale Bedeutung der ETA-Route, Nachhaltigkeit und Digitalisierung waren dabei wichtige Themenschwerpunkte.

Für die Gäste vor Ort begann die Veranstaltung mit Zeit zum Netzwerken und zum Austausch. Nach der langen Coronapause nutzen viele Teilnehmende diese Gelegenheit.

Im Konferenzsaal begrüßte EOTA-Präsident Sebastian Wall die Gäste. Gemeinsam mit Direktor Gwenole Cozigou von der Europäischen Kommission konnte er gleich zu Anfang eine gute Nachricht für die Beteiligten des ETA-Verfahrens verkünden. Die Europäische Kommission und EOTA finalisieren derzeit einen Aktionsplan, in dessen Rahmen bis Juli 2023 mehr als 130 Europäische Bewertungsdokumente (EADs) im Amtsblatt der Europäischen Union bekanntgemacht werden sollen. Damit soll der Bekanntmachungsrückstau nach dem James-Elliott-Urteil aufgelöst und "die ETA-Route wieder in Normalbetrieb zurückversetzt werden", so Herr Cozigou.

Auch bei den Zielen für die ETA-Route unter der novellierten Bauproduktenverordnung waren sich der EOTA-Präsident und der Kommissionsvertreter weitgehend einig: Die Bauwirtschaft benötigt ein flexibles, schlankes, transparentes und zügiges ETA-Verfahren. Über die Wege dorthin müsse noch diskutiert werden, so EOTA-Präsident Sebastian Wall.

Lenka Sedmidubská vom tschechischen Ministerium für Industrie und Handel sprach aus Sicht der tschechischen Ratspräsidentschaft über das Zusammenspiel von gemeinsamer technischer Fachsprache und Bauwerkssicherheit. Es sei wichtig, dass die Zuständigkeit für die Bauwerkssicherheit bei den Mitgliedstaaten verbleibe. Gleichzeitig müssten auf europäischer Ebene die Bedingungen für einen gut funktionierenden Binnenmarkt für Bauprodukte geschaffen werden.

Christian Doleschal, Mitglied des Europäischen Parlaments und Rapporteur für die Bauproduktenverordnung in dessen Binnenmarktausschuss (IMCO), präsentierte seine Sicht auf den Entwurf. Er warb insbesondere für weniger komplexe Regelungen und dafür, sich auf die für den Binnenmarkt wesentlichen Aspekte zu fokussieren.

Die anstehende Novelle war auch das Kernthema des ersten Panels. EOTA-Präsident Sebastian Wall, Lenka Sedmidubskà, Katharina Knapton-Vierlich (Europäische Kommission), Domenico Campogrande, vom Europäischen Anwenderverband FIEC und Ulrich Bourgund (Construction Fixings Europe) diskutierten hier mit Moderator Rainer Mikulits (OIB, Österreich).

Im zweiten Teil der Konferenz standen Erfolgsgeschichten und aktuelle Entwicklungen in der ETA-Route im Mittelpunkt. Ulrich Bourgund sprach über die Bedeutung des ETA-Verfahrens für die Befestigungsbranche. Es bilde die Grundlage für die Weltmarktführerschaft zahlreicher europäischer Hersteller.

Thomas Bruun (ETA-Danmark) stellte innovative Europäische Bewertungsdokumente (EADs) und ETAs aus dem eigenen Arbeitsspektrum vor und verwies auch auf die Bedeutung der anderen Technischen Bewertungsstellen in Europa.

Im Anschluss richteten zwei internationale Partner der EOTA - Kathie Morgen (ASTM International, USA) und Shahin Moinian (ICC-ES, USA) - einen kurzen Online-Gruß an die Gäste.

Zurück im Saal erläuterte Alan Brinson (European Fire Sprinkler Network), wie und warum Hersteller von Sprinkleranlagen ETAs nutzen. In dieser Produktgruppe sind in jüngerer Zeit die ersten drei EADs entstanden. Die Lernkurve sei auf allen Seiten noch groß.

Um die Chancen und Voraussetzungen für eine smarte CE-Kennzeichnung von Bauprodukten – Stichwort: Smart CE marking – ging es im letzten Vortrag des Nachmittags. Gehalten wurde er von Antonio Caballero González von Construction Products Europe (CPE). Gemeinsam mit CPE und Vertretern der Befestigungsindustrie startet die EOTA derzeit ein Pilotprojekt zur Erstellung digitaler EAD- und ETA-Formate.

Lebhaft diskutiert wurde auch im zweiten Diskussionspanel um Gastgeberin Luisa Morfini (ITC, Italien). Mit dabei war neben Thomas Bruun, Alan Brinson und Antonio Caballero González auch Guido Sabatini (European Aluminium). Als „Wünsche für die Zukunft“ formulierten sie insbesondere: transparente Verfahren, verlässliche Ergebnisse, Vertraulichkeit der Inhalte, Reaktivität und unternehmerische Flexibilität.

Mit einer Einladung zur Zusammenarbeit rund um das ETA-Verfahren und zum Besuch des Autoworld-Museums endete für die Teilnehmenden ein anregender Konferenznachmittag.

Ein Videomitschnitt der Konferenz in englischer Sprache steht auf dem YouTube-Channel der EOTA zur Verfügung.

EOTA-Stakeholderkonferenz_Diskussion
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